"Solange du dem anderen sein Anderssein nicht verzeihen kannst, bist du noch weit weg vom Weg der Weisheit."
Chinesisches Sprichwort
Wenn sich Zwei lieben, spielt es keine Rolle woher sie kommen: Liebe kennt keine Grenzen. Zunächst ist die Fremdheit spannend, anziehend und aufregend. Im Zusammenleben machen sich dann die Unterschiede jedoch immer stärker bemerkbar: Was anfangs so exotisch wirkte, führt nun zu Unverständnis und Streit, denn ein vorübergehender Aufenthalt im Land des Partners, der Partnerin vermittelt keine echte Kenntnis der anderen Kultur.
Wenn sich die Zwei unterschiedlicher Herkunft für ein gemeinsames Leben entscheiden, hat meist Einer den "Heimvorteil" und erwartet, dass sich der Andere den Gepflogenheiten „seines“ Landes anpasst. Oder aber sie leben in einer Dritt-Kultur, die für beide neu ist, und finden in der jeweils eigenen Kultur ein Stückchen Heimat.
Auch durch die Kinder aus der bi- kulturellen Beziehung entsteht eine „Tri“-Kultur. Sie wachsen mit zwei oder gar drei Sprachen auf; von unterschiedlichen Bräuchen und Riten geprägt suchen sie nach ihrer eigenen Identität. Unverständnis der jeweiligen monokulturellen Herkunftsfamilie für die neue Lebensform des bi-kulturellen Paares sowie die Erziehung der Kinder kann zusätzlichen Zündstoff liefern.
Nur wenn wir bereit sind, das Andere anders sein zu lassen, können wir Missverständnisse, die durch diese kulturellen Unterschiede verursacht werden, aus dem Weg räumen. Wir lieben es doch in ferne Länder zu Reisen, bewundern fremde Kulturen, ihre Tänze, Bräuche, Traditionen, Architektur; wir genießen ihre exotischen Speisen und beneiden sie um ihren Familiensinn, ihre Fröhlichkeit, Unkompliziertheit und Gastfreundlichkeit. Wäre es nicht ein „Mehr“ für unser Leben, wenn wir all das Positive der anderen Kultur mit der unseren vereinen und diese schillernde Vielfältigkeit als Bereicherung erleben statt sie zu bekämpfen?